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Unterrichtsverlauf in Schritten

Zeit:
Unterrichtsgang 2-3 mal 45 Minuten;
Nachbesprechung: 45 Minuten

1. Schritt: Unterrichtsgang zur Ortskirche
Motivation: Lehrkraft formuliert einen Steckbrief zur Kirche, die als Begriff erraten werden soll: „Heute schauen wir uns ein altes Gebäude an. Ein Bauteil davon ist sehr hoch. Dorthin gehen sonntags sehr viele Menschen.“
  • Unterrichtsgang zur Ortskirche
  • Freies Betrachten des Außen- und Innenraumes

    1_2_1_kirche_aussen Hl. Kreuz Forstenried, Außenansicht

    1_2_2_kirche_innen  Hl. Kreuz Forstenried, Innenansicht
         
    1_2_3_kirche_inschrift Hl. Kreuz Forstenried, Deckeninschrift

  • Sammeln von Spontaneindrücken der SchülerInnen
  • Unterrichtsgespräch: „Was vermutest du, welche Bauteile sind schon sehr alt, welche noch nicht so alt.“
  • Schüleräußerungen etwa: Die Fenster und die Decke sind schon älter. Die Dicke der Mauern, Gold, Stuck, die Fensterform, die Inschrift „1229“ lassen auf ein hohes Alter schließen.
2. Schritt: Vermutung, wie man etwas über das Alter der Kirche und Veränderungen daran herausbekommen könnte – Anwenden von Vorwissen (Nutzung von Bildquellen)
  • Impuls: „Wir haben schon eine Methode kennen gelernt, mit der wir herausbekommen, wie sich die Kirche im Laufe der Zeit verändert hat!“
  • Vermutungen der SchülerInnen aufgrund ihrer Erfahrungen aus der vorausgegangenen Einheit: „Wir könnten nach alten Abbildungen (Bildquellen) suchen und diese untereinander vergleichen.“
  • Die Lehrkraft präsentiert ausgewählte Abbildungen der Kirche. Spontanäußerungen der SchülerInnen; chronologischer Ordnungsversuch evtl. in Gruppenarbeit
  • Bewertung: „Es gibt leider nur wenige Bildquellen der Kirche. Fotos gibt es erst seit etwa der Zeit um 1840. Davor wurden Bilder anders hergestellt. Die älteste erhaltene und auffindbare Bildquelle von Forstenried ist von 1775. In der Kirche haben wir aber eine Inschrift '1229' gefunden. Die Kirche ist also vielleicht viel älter.“
  • Problemfrage: „Wie bekommen wir jetzt heraus, was sich zuvor alles verändert hat und wie alt unsere Kirche ist?“
  • Vorschläge für Lösungen: „Vielleicht hat jemand aufgeschrieben, wie die Kirche damals aussah.“
  • Lehrkraft: „Danach könnten wir suchen. Doch müssten wir erst zu dem Ort, wo Geschriebenes aus der Vergangenheit der Kirche aufbewahrt ist. Es ist das Archiv der Pfarrei. Wir gehen dort noch hin.“
3. Schritt: Sachquellen als mögliche Antwortbasis zu Hilfe nehmen
  • Rückbezug auf Kenntnisse der Unterrichtseinheit 1: „Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit. Die Bauteile der Kirche, die heute noch aus ihrer Bauzeit vorhanden sind, verraten uns selbst ihr Alter. Forscher haben herausgefunden, dass zum Beispiel die Fenster einer Kirche zu einer bestimmten Zeit immer ähnlich gebaut wurden, weil dies dem Geschmack der Leute damals entsprach. Das ist ungefähr so wie bei Kleidung, die zu einer bestimmten Zeit modern ist!“
  • Schüleräußerungen (Verknüpfen mit Kenntnissen der Unterrichtseinheit 1): „Wenn die Fenster den Leuten nicht mehr gefielen und sie genügend Geld hatten, konnte es sein, dass sie neue Fenster in die Kirche einbauten. Oder aber die Menschen fanden die Fenster weiterhin schön oder es fehlte an Geld und die Fenster sind bis heute erhalten geblieben. Wenn solche typischen Fenster bis heute in der Kirche sind, kann man ablesen, wann jene eingebaut wurden.“
  • Optischer Impuls: Die Lehrkraft präsentiert die Abbildungen von typischen Fenstern für fünf wichtige Stilepochen (siehe Materialteil); evtl. ergänzend: „Ich habe für euch Bilder von solchen typischen Fensterformen für die Vergangenheit zusammengestellt und den entsprechenden Zeitraum, wann jene modern waren. Wie könnt ihr nun damit herausfinden, von wann die Fenster in unserer Kirche stammen?“
  • Vermutung der SchülerInnen: „Wir können die typischen Abbildungen mit den Fenstern in unserer Kirche vergleichen und prüfen, welche Fenster sich am ähnlichsten sehen. Dann weiß man, wann die Fenster gebaut wurden.“ Die SchülerInnen vergleichen und prüfen, welches Fenster denen ihrer eigenen Kirche am ähnlichsten sieht.
  • Ergebnis: „Die Fenster müssten aus der Zeit des Barock stammen. Das war im Zeitraum von ungefähr 1650 bis 1770.“
  • Auf der Rückseite der Abbildung findet ihr jeweils einen Text. Hier erfahrt ihr noch mehr über die Bauweise in der Zeit.
  • Ein Schüler liest den Text vor.
  • Schüleräußerungen über den Textinhalt; der Inhalt bestätigt die richtige Zuordnung der Fensterform zur typischen Bildvorlage.
4. Schritt: Durch Stilvergleich bestimmen, aus welcher Zeit weitere, ausgewählte Bauteile der Kirche stammen
  • Impuls: Ihr habt ja schon vermutet, dass die Fenster älter sind, von denen wir nun wissen, dass sie ungefähr in der Zeit zwischen 1650 und 1770 gebaut wurden. Aber ihr habt auch eine Inschrift entdeckt, die darauf schließen lässt, dass die Kirche schon im Jahr 1229 stand.
  • Schülervermutungen: „Wir könnten noch andere Dinge auf deren Alter hin untersuchen.“
  • Sammeln von Vorschlägen
  • In arbeitsteiliger Gruppenarbeit untersuchen die SchülerInnen einzelne Bauteile der Kirche und ordnen sie stilistisch mit Hilfe der Arbeitsvorlagen den entsprechenden Zeitepochen zu. (Arbeitsblätter für die Bereiche Stützen, Decke, Kreuz finden sich im Materialteil). Eine Gruppe könnte von den Einzelteilen Zeichnungen anfertigen, die später als Abbildungen für die Zeitleiste genutzt werden.

    1_2_4_kirche_decke   Hl. Kreuz Forstenried, Deckenansicht

1_2_5_kirche_kreuz Hl. Kreuz Forstenried, Kreuzansicht

  • Sammeln der Arbeitsergebnisse: Die Decke mit Stuckverzierungen und die Stützen sind aus der Zeit des Barock, das war in der Zeit von 1650 bis 1770. Das Holzkreuz stammt aus der Zeit der Romanik, also aus der Zeit von 500 bis 1250.
  • Ergänzung der Lehrkraft: Über den Fenstern kann man im Mauerwerk noch erkennen, dass sich hier vor den gotischen Fenstern andere befunden haben müssen.

1_2_6_kirche_fenster Hl. Kreuz Forstenried, Fensteransicht

  • Schülervermutungen: „Im Mauerwerk ist ein spitzer Bogen erkennbar. Vielleicht waren hier vorher gotische Fenster.“

    Hinweis:
    Die Bauteile für die Gruppenarbeit sollten aus je einer in der Kirche auftretenden Bauepoche seit ihrer Gründung gewählt werden, so dass man den gesamten zeitlichen Wandel der Kirche ablesen kann. (hier: Kreuz für die vermutlich älteste Bauperiode während der Romanik; Fensterlaibung: Gotik; Fenster, Stützen und Decke: Barock)

5. Schritt: Chronologische Ordnung der Bauteile und Veränderungen rekonstruieren
  • Impuls: „Ihr habt also nun herausbekommen, aus welcher Zeit die Fenster, die Decke und Stützen der Kirche und das Holzkreuz stammen!“ Die Lehrkraft deutet auf die ausgelegte Zeitleiste.
  • Schüleräußerungen: „Wir können die Änderungen zeitlich ordnen. Das Holzkreuz ist das älteste Bauteil der Kirche.“
  • Die Gruppen ordnen jeweils ihr Bauteil der Zeitleiste zu. Hier können die Typenvorlagen und die Zeichnungen der SchülerInnen verwendet werden. Farbige Streifen und Wortkarten kennzeichnen die Dauer und den Namen der Stilepoche (siehe Materialteil, Kap. 1.5: Übersicht Zeitleiste).
  • Die baulichen Veränderungen werden nochmals versprachlicht: „Für die baulichen Veränderungen der Kirche ergibt sich die Abfolge Holzkreuz: romanisch, also aus der Zeit von 500 bis 1250; Fensterlaibung: gotisch; Fenster, Innenraum mit Decke und Stützen: barock. Die Kirche könnte in der Zeit der Romanik auch gebaut worden sein.“

 
6. Schritt: Beurteilen der Arbeitsergebnisse – Rekonstruktion von Vergangenheit

  • Zusammenfassendes Gespräch, etwa: Bauformen können etwas aussagen über die Zeit ihrer Entstehung. Die Menschen haben jeweils die Kirche nach dem Geschmack ihrer Zeit verändert. Der älteste, noch erhaltene Gegenstand der Kirche ist das romanische Kreuz. Es stammt aus der Zeit zwischen 500 und 1250.
  • Impuls: „Wir haben eine bestimmte Art von Resten aus der Vergangenheit genutzt, um das Alter der Teile zu bestimmen! Du findest sicher einen Namen dafür!“
  • Mögliche Antwort: „Dingquellen, Bauquellen usw.“
  • Lehrkraft: „Der fachliche Name ist Sachquelle.“
  • Problematisierung: „Können wir nun absolut sicher sein, dass die Kirche nicht noch älter ist?“
  • Schüleräußerungen: „Wir müssten noch mehr Sachquellen der Kirche untersuchen, zum Beispiel die Bilder, die an den Wänden hängen.“

 
7. Schritt: Ausweitung: Erkenntnis der Notwendigkeit, nach versteckten Sachquellen zu suchen

  • Lehrkraft: „Die werden wir noch genauer betrachten. Ich habe schon für euch das Kreuz als älteste Sachquelle ausgewählt. Dennoch könnte es sein, dass die Kirche noch älter ist.“
  • Schülervermutungen: „Es könnte aber auch sein, dass manche Bauteile, die noch älter waren, kaputt gegangen sind. Die können wir natürlich heute nicht mehr sehen.“
  • Die Lehrkraft zeigt SchülerInnen versteckte alte romanische Fensterbögen im Turm der Kirche auf Fotos (da jene selbst nicht zugänglich sind).
  • Schüleräußerungen: „So sahen die Fenster wohl alle vorher aus. Manche alten Bauteile kann man heute nicht mehr sehen. Man muss erst danach suchen.“
  • Impuls: „Habt ihr eine Idee, wie wir überprüfen könnten, ob auch Bauteile kaputt gingen?“
  • Schülervermutungen: „Vielleicht hat jemand etwas darüber aufgeschrieben. Man könnte auch nach Resten im Boden suchen. Bei Grabungen kann man auch feststellen, wann die Kirche gebaut wurde.“ (je nach Vorwissen der SchülerInnen)

    Im Klassenzimmer, evtl. am folgenden Tag

 
8. Schritt: Entwurf eines Sachtextes – den Wissenszuwachs als Sinnorientierung in der Lebenswelt bewusst machen

  • Gemeinsamer Entwurf (oder bei entsprechendem Leistungsvermögen eigener Text der SchülerInnen) eines Sachtextes (Vorschlag im Materialteil) beispielsweise für ein geplantes Buch der Klasse über die Geschichte der Ortskirche. (weitere Präsentationsmöglichkeiten siehe Unterrichtseinheit 1.5)
  • Unter dem Text können die SchülerInnen eine Zeitleiste (siehe Materialteil) einkleben, diese farblich und mit entsprechenden Zeichnungen und Begriffen weiter strukturieren.
  • Bewusstmachen eines möglichen Transfers: Der Stilvergleich hilft beim zeitlichen Einordnen von Bauteilen in anderen Ortskirchen. Wir wissen dann ungefähr, von wann deren Bauteile ungefähr stammen.

 
9. Schritt: Weiterführende Fragen an die Vergangenheit

  • Sammeln von sich weiter ergebenden Fragen an die Vergangenheit: „Warum blieb das Holzkreuz – im Gegensatz zu anderen Gegenständen – bis heute in der Kirche? Woher erhalten wir weitere Hinweise (Quellen) für die Beantwortung unserer Fragen an die Vergangenheit?“
  • Schülervorschläge zur Problemlösung: „Wir könnten noch nach Schriftquellen im Pfarrarchiv suchen.“


Hinweise:
Das Erkennen der Stilmerkmale für romanisch, gotisch usw. kann mittels Abbildungen in spielerischer Form geübt werden (siehe Vorbereitung und siehe Materialteil).

Die Zeitleiste, die in der Einheit zuvor benutzt wurde, sollte auch für die weiteren Einheiten benutzt werden. Im Laufe der Sequenz wird sie mit entsprechenden Wortkarten, Symbolen und Abbildungen erweitert und immer wieder Bezug darauf genommen.